In der Online-Marketing-Welt, wo jeder um Aufmerksamkeit buhlt, müssen wir uns ständig fragen: Wie heben wir uns ab? Wie bleiben wir im Gedächtnis? Während viele noch an Hochglanzbroschüren und perfekt durchdachten Kampagnen festhalten, macht ein neuer Trend die Runde, der genau das Gegenteil propagiert: „Unhinged Marketing“.
Alles a bisserl „anders“
„Unhinged“ – das klingt erstmal nach „durchgeknallt“ oder „aus den Angeln gehoben“. Und ehrlich gesagt, trifft das den Nagel ziemlich auf den Kopf. Unhinged Marketing ist eine ganz bewusste Abkehr von der typischen, super-polierten und oft etwas steifen Unternehmenskommunikation.
Vergiss den Anzug und die Krawatte! Denk eher an das T-Shirt mit dem schiefen Spruch oder den Freund, der dir mitten im Satz eine absolut absurde Pointe erzählt. Unhinged Marketing ist frech, mutig, manchmal geradezu absurd. Es lehnt sich stark an Humor, Memes und Popkultur an. Die Inhalte fühlen sich weniger an wie ein Verkaufsgespräch und mehr wie ein ungefiltertes Gespräch mit Freund*innen.
Aufmerksamkeit durch Überraschung statt Verkaufsdruck
Das Ziel dahinter? Ganz klar: Aus dem Lärm herausstechen. In einer Welt, in der wir täglich mit hunderten Werbebotschaften bombardiert werden, reicht „nett“ oder „professionell“ oft nicht mehr aus. Man braucht etwas, das die Aufmerksamkeit packt, das überrascht, das ein Schmunzeln oder gar lautes Lachen hervorruft. Unhinged Marketing bringt dabei eine große Portion Nahbarkeit und Unterhaltung mit.
Der Clou ist, dass diese Art von Marketing Follower in echte Fans verwandeln kann, ohne dass man ihnen ständig etwas aufdrängt. Es geht nicht darum, direkt zu verkaufen, sondern darum, eine Beziehung auf einer menschlicheren, authentischeren Ebene aufzubauen. Wenn eine Marke sich traut, ein bisschen „durchzudrehen“, zeigt sie Persönlichkeit, Humor und – ja – auch eine gewisse Portion Selbstironie. Das macht sie menschlich.
Ein prominentes Beispiel: Ryan Air

Die europäische Billigfluggesellschaft Ryanair hat ihren umstrittenen Ruf auf TikTok in eine Marketing-Goldgrube verwandelt. Mit selbstironischem Humor nehmen sie ihre Billigdienste, Gebühren und Kundenbeschwerden aufs Korn. Sie vermenschlichen ihre Flugzeuge durch Greenscreen- und Gesichtsfilter, die sarkastisch das Chaos des Reisens kommentieren. In ihren Kommentaren und Videos sind sie „wild“, nutzen aktuelle TikTok-Sounds und Memes, um Inhalte zu schaffen, die frisch, absurd und überraschend sympathisch wirken.
Ein paar Tipps
Was bedeutet das jetzt für dich und dein Online-Marketing? Und wann ist „unhinged“ vielleicht too much?
- Achtung, Risiko! Ja, Unhinged Marketing hat virales Potenzial, kann aber auch nach hinten losgehen, wenn es nicht zur Marke oder Zielgruppe passt. Die Grenze zwischen „witzig-absurd“ und „peinlich-unprofessionell“ ist schmal. Man muss die eigene Community und deren Humorverständnis SEHR genau kennen. Stichwort: Zuhören! (Erinnert ihr euch an „Brand Chem“? Passt hier perfekt!)
- Authentizität ist der Schlüssel: Unhinged Marketing funktioniert nur, wenn es authentisch ist. Wenn es sich anfühlt, als würde eine Agentur krampfhaft versuchen, „hip“ zu sein, merkt man das sofort. Es muss zur Marken-DNA passen, nicht aufgesetzt wirken.
- Beziehung statt Transaktion: Der Fokus verschiebt sich vom direkten Verkauf auf den Aufbau einer Community und von Loyalität. Wer unterhält und bindet, wird langfristig belohnt.
- Mut zum Ungewöhnlichen: In einem überladenen Markt kann es genau das sein, was dich hervorhebt. Wenn alle anderen gerade und brav sind, ist ein kleiner Ausbruch aus der Norm ein echter Blickfang.
Also …
Ich persönlich finde, es ist eine spannende Entwicklung. Es zeigt, dass Konsument*innen zunehmend Marken mit Persönlichkeit suchen, die sich trauen, nicht immer nur das Marketing-Lehrbuch rauf und runter zu beten. Es ist ein Aufruf zur Kreativität, zum Experimentieren und zum Mut, auch mal ein bisschen unperfekt zu sein.
Aber bevor du jetzt wild drauf los memest: Überlege genau, ob „unhinged“ zu deiner Marke passt und ob deine Zielgruppe diesen Humor versteht und schätzt. Wenn ja – dann nichts wie ran!
Wieviel traust du dir also zu? Schreib mir hier oder lies hier mehr über meine Gschicht‘ nach!